Eine runde Sache

Kürbisse zeigen eine große Vielfalt, sind schmackhaft und haben viele gesunde Inhaltsstoffe. Grund genug, sich diese hübschen Nutzpflanzen genauer anzuschauen.

7 Gärten – 15 Kürbissorten – 1 Saison

Wer kennt sie nicht? Diese herbstlichen aufgeblasenen Früchte, mal orange, mal weiß, mal blau, mal dunkelgrün-gestreift. Innen sind sie gelb, orange oder beige. Sie können bis zu 50 Kilogramm wiegen oder auch nur wenige 100 Gramm. Für die einen schmecken sie nach nichts, für die anderen sind sie zart schmelzend aromatisch. Die Rede ist vom Kürbis, vom Cucurbita. Unsere Blog-Gruppe hat dieses Jahr ein Kürbis-Projekt gestartet, dass sehr unterschiedlich verlaufen ist. Von den kleinen und großen Erfolgen und Misserfolgen handelt dieser Beitrag.

Samenfestes Reines Saatgut


Zunächst habe ich im zeitigen Frühjahr nach verschiedenen samenfesten Kürbis- und Melonensaaten Ausschau gehalten. Ich habe getauscht, gekauft bei Privat und Gewerblich. Ungefähr 20 Sorten kamen so zusammen. Nicht alle schafften den Weg in die Erde. Wie wichtig eine seriöse und zuverlässige Saatgutquelle ist, sollten wir in den kommenden Monaten erfahren: Viele der erworbenen Saaten waren verkreuzt, das heißt, sie waren zwar essbar, mit Abstrichen, sahen aber nicht so aus, wie erwartet. Außerdem waren sie für die eigene Saatgutgewinnung vollkommen ungeeignet.

Ich habe daraus gelernt, nur Saatgut von mir zu verwenden oder von gewerblichen Anbietern, denn nur dort hat man eine gewisse Gewähr für sortenreines samenfestes Saatgut, welches dann auch zur Weitervermehrung geeignet ist.
Das in diesem Frühjahr erworbene Saatgut habe ich an 7 verschiedene Anbauerinnen verteilt, da eine ansprechende Vielfalt entstehen sollte. Unsere Ziele waren:

  • diese Kürbisse auf dem Landfrauenmarkt der Seefelder Mühle zu präsentieren
  • eventuell Saatgut zu gewinnen und natürlich
  • für den heimischen Kochtopf eine schöne Ernte zu erzielen

15 Sorten ab in die Erde

Auch Kalebassen zählen zu den Kürbisgewächsen. Hier eine hübsche Kalebasse „Schwanenhals“. Foto Beatrix Schulte
Zum Einsatz kamen:

Kommen wir zum eigentlichen Anbau:

Bei mir hat (fast) alles bestens funktioniert: Mein Steirischer Ölkürbis ist prächtig gewachsen, trotz heißem und sehr trockenem Sommer. Ich musste ihn nicht gießen. Er bildete sehr zeitig erste Früchte aus, die ich für Saatgut bis in den Herbst ausreifen ließ. Insgesamt über 30 Kürbisse hat er mir gebracht und so konnte ich eine erkleckliche Menge an Kürbiskernen gewinnen, denn dafür wurde der Ölkürbis ursprünglich gezüchtet. Den Samen fehlt die harte Schale, weshalb sie für die Kürbiskernölgewinnung bestens geeignet sind. Ich habe mich entschieden, nur getrocknete Kürbiskerne herzustellen, da ich keine Ölmühle besitze.
Auch meine Zucchinis wuchsen prächtig, trugen viel und wir haben etliche „Beine“ an Arbeitskollegen verschenkt. Viel getragen hat auch die Valeska im Gewächshaus. Und die Igelgurke hat bestimmt 150 Früchtchen ausgebildet. Mit dem Freiland ist meine Tanja zwar nicht so gut zurechtgekommen, dennoch hatten die drei Pflanzen eine ordentliche Ernte. Kein Glück hatte ich mit den Zuckermelonen, die allesamt nichts geworden sind. Wieso erwähne ich hier Melonen und Gurken? Weil sie auch zu den Kürbisartigen zählen. Dazu später mehr.

Typisch für die Kürbisartigen ist die große auffällige weibliche Blüte. Foto Beatrix Schulte

Die Ausbeute bei den anderen Projektteilnehmerinnen (insbesondere bei den Anfängerinnen) war teilweise recht mager oder gar nicht vorhanden. Viele hatten Schwierigkeiten mit dem trockenen Sommer. Die Pflanzen wuchsen erst spät und entwickelten auch erst spät Früchte. Vielfach waren sie verkreuzt, was ebenfalls zur schlechten Ernte beigetragen haben könnte.

In einem Garten wuchsen gleich drei verschiedene Kürbisse, obwohl es sich um das gleiche Saatgut handelte. Fotos Regina Hartmann.

Gärtnerinnen mit mehr Erfahrung hatten bessere Erfolge. Im Müllerhausgarten der Seefelder Mühle wuchs die Sorte Sweet Dumpling, deren drei Pflanzen eine schöne Ernte erbrachten und damit die Speisekarte im Mühlencafé bereicherten. Da gleichzeitig auch eine Zucchini in unmittelbarer Nähe stand, waren diese Kürbisse nicht für die Saatgutgewinnung geeignet. Warum, erkläre ich im Folgenden.

Kleine Artenkunde

Der Kürbisstamm zeigt die Verwandtschaft der Arten untereinander. Foto Beatrix Schulte

Wie hängen die Sorten und Arten zusammen? Wann gibt es Verkreuzungen? Sind diese genießbar?
Schaut euch mal meine Illustration/Collage genau an. Dort seht ihr den Stammbaum der Cucurbitaceae, der Kürbisgewächse. Es beginnt mit der Familie, die sich in Gattungen und Arten aufteilt. Die arten wiederum bestehen aus vielen verschiedenen Sorten. Im unteren Teil habe ich die weniger bekannten und eher in Asien verbreiteten Sorten notiert. Hier kann man auch sehen, dass die Melonen, Gurken, Igelgurken, Kalebassen und die Wasserkürbisse zu dieser Familie zählen, aber eine andere Gattung bilden. Oben im Baum sind die uns bekannteren Kürbisse der Gattung Cucurbita aufgelistet. In der Gattung Cucurbita gibt es die Arten C. pepo, C. maxima und C. moschata. Diese unterteilen sich in die verschiedenen Sorten innerhalb der Art.

Sortentypisch immer unterschiedlich : der Tromba d’Albenga. Foto Cornelia Iber-Rebentisch

Wer kreuzt sich mit wem?

Verkreuzen können sich nur Sorten innerhalb einer Art. Also beispielsweise Zucchini und Spaghettikürbis. Oder Hokkaido und Gelber Zentner. Oder Butternut und Muscade de Provence. Nicht verkreuzen können sich Hokkaido und Zucchini. Oder Butternut und Hokkaido.
Wenn man diesen Stammbaum verinnerlicht, kann man Verkreuzungen vermeiden. Das ist wichtig für die Saatgutgewinnung, aber auch für den Geschmack der jeweiligen Sorte. Eine verkreuzt Sorte hat unter Umständen nicht mehr die Eigenschaften, die man erwartet.

Vorsicht vor Verkreuzungen


Man sagt Verkreuzungen nach, dass sie bitter werden und damit ungenießbar. Ich hatte schon Zucchiniverkreuzungen im Garten, die nicht bitter waren und die ich gegessen habe. Solange man keine Bitterkeit schmeckt, ist es, glaube ich, kein Problem. Aber ganz sicher gehen kann man da eben nicht. Die Bitterstoffe greifen die Magenwände an, weshalb es schon zu Magendurchbrüchen mit Todesfolge kam. Vor allem bei Gurken und Zucchini ist dieses Problem häufiger aufgetreten.

Fazit


Unser Kürbisprojekt war lehrreich, wenn auch ausbaufähig. Mit besserem Saatgut und mehr Erfahrung lohnt sich eine Wiederholung, denn die Vielfalt der Kürbisartigen ist sehr groß. Was Kürbisartige unbedingt benötigen, ist ein fetter, gut genährten Boden. Dieser speichert oftmals wie von selbst mehr Feuchtigkeit. Ein Kürbis enthält viel Wasser, weshalb es auch erklärlich ist, dass es bei Wassermangel zu kleinen Früchten kommt. Außerdem sind sie sehr wärmeliebend und benötigen einen sonnigen Standort. Ich pflanze sie gerne im Milpa-Beet oder direkt an den Kompost oder Pferdmisthaufen. Dort brauche ich sie dann auch nicht zu wässern, was mir Zeit und Arbeit erspart. Meine Zuckermelonen standen im Kübel, waren nicht gut genährt und hatten zu wenig Wasser. Das erklärt mein schlechtes Ergebnis.

Autor: Beatrix Schulte

Fotografin, Künstlerin, Autorin. Die Fotografie und das Schreiben ist für mich nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. Ich lebe seit 24 Jahren auf einem Resthof in der Gemeinde Stadland zusammen mit meinen Pferden, zwei Hunden und meinem Liebsten. Wir haben ein 28.000 m² großes naturnahes Grundstück, auf dem wir tagtäglich nachhaltig zu leben versuchen und auch den Wildtieren und Wildpflanzen um uns herum einen Raum zum Leben zu gönnen. Hier wird Permakultur mit Waldgartencharakter betrieben.

2 Kommentare zu „Eine runde Sache“

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