Die buckelige Verwandschaft – 3 Schwestern

Eine uralte Anbauweise für mich entdeckt. Wie Gemüsepflanzen sich sinnvoll ergänzen und für mehr Ertrag sorgen können.

Kann man eine uralte Fom des Gärtnerns auch heute noch mit Erfolg umsetzen?

Das Anbauprinzip der 3 Schwestern war neu für mich. Die Kombination von Mais, Bohnen und Kürbis wurde von den Indianern Nord-und Mittelamerikas erfunden und vorangetrieben. Sie fanden heraus, dass sich Mais, Bohnen und Kürbisgewächse besonders gut ergänzen und im Boden über ihre Wurzeln Synergieeffekte erzielen, indem sie die vorhandenen Nährstoff optimal nutzen, sich nicht behindern und sozusagen gegenseitig nähren. Kann das funktionieren? Ein Erfahrungsbericht aus meinem Permakulturgarten. 

MAIS-BOHNEN-KÜRBIS

Diese Anbauweise, auch Milpa genannt, wird bis heute von den Mayas in Mittelamerika betrieben. Für die indigene Bevölkerung war der Anbau dieser Nutzpflanzen überlebenswichtig und so nannten sie diese Anbauweise 3 Schwestern, weil sie sich eben auch so gut ergänzten.

Das Prinzip:

Die Bohnen reichern den Boden mit Stickstoff an, welcher vom Mais und dem Kürbis gerne für ihr Wachstum aufgenommen wird.

Die Anbauweise der 3 Schwestern im Selbstversorgergarten ausprobiert.
Vorne links steht die Zucchini, daneben die Bamberger Blauen und hinten die noch jungen Anasazi-Maispflanzen.

Außerdem können die 3 Pflanzenarten auf kleinerem Raum stehen als wenn sie in herkömmlicher Weise zwischen anderen Pflanzen angebaut werden. Man kann sie dicht zusammenstellen und soll es sogar. Denn die Bohnen sollen an dem Mais hochwachsen und ihn einkleiden. Der Kürbis soll dann unten am Boden rund um den Mais für die Erdbeschattung sorgen und so das Austrocknen des Bodens verhindern.

Das macht in heißen Gegenden ja auch Sinn. Aber klappt das auch im eher feuchten Norddeutschland? Ja, denn der Kürbis beschattet den Mais und hält so das unerwünschte Beikraut fern. Die großen Kürbisblätter wirken wie eine Mulchschicht. Das Bodenleben kann bis in die obersten Schichten aktiv bleiben.

Die feinen Haare des Mais sind die weiblichen Blüten und werden Seide genannt. Es gibt sie einfarbig oder zweifarbig.


2×3 Macht viele Gute  


In 2021 habe ich zwei Gruppen Mais angebaut. Einen sehr seltenen Zuckermais und meine schöne bunte Maismischung aus dem Jahre 2020. Dazu gesellte ich die seltene Buschbohne Bamberger Blaue, die seltene Stangenbohne Navajo und die Stangenbohne Spatzeneier, den Kürbis Muscade de Provence und die Zucchini Black Beauty. In dem einen Fall pflanzte ich sie in einem mehr oder weniger großen Kreis: Anasazi, Bamberger Blaue und Zucchini. Im anderen Fall wählte ich eine eher gestreckte längliche Form. 

Sie waren überall in Massen: die Nacktschnecken haben mich sehr genervt und ich konnte sie nicht gänzlich zurückdrängen.

SchNeckenalarm

Das kühle Frühjahr und die vielen Schnecken machten mir das Leben schwer. Die Schnecken fraßen nach und nach die kleinen Navajopflänzchen auf. Das war umso trauriger als es sich um eine Patenbohne handelte, die ich zur Vermehrung bekommen hatte. Aber egal wie oft ich auch auf Schneckenjagd ging – es gingen etliche Stunden dabei drauf – ich wurde einfach nicht Herr über diese Invasion. Jeden Abend zog ich bis zu 300! Nacktschnecken auf meine Schaufel und killte sie. Ich stellte auch Bierhūtchen auf, in denen sich 50 und mehr Schnecken zum Besäufnis trafen. Ich legte Schafswolle um die Pflänzchen, was nur bedingt half…

Kühles Frühjahr

Beide Maissorten kamen nur schwer in die Puschen. Der im Gewächshaus vorgezogene Anasazi Zuckermais tat sich sehr schwer und von den 10 Samen keimten nur 5 und es überlebten im Beet später ganze 4. Noch schlimmer war es bei meinem direkt ins Beet gesäten Mix-Mais. Nur drei von 40 keimten. Ich musste nochmals nachsäen Ende Juni und tat dies sowohl direkt ins Beet als auch in vorbereitete Kübel zum späteren verpflanzen. Immerhin keimten sie jetzt alle schneller wegen der endlich höheren Temperaturen.

Erst die zweite Saatgut ging zuverlässig Ende Juni auf. Zum Glück hatte ich genug Saatkörner vom Vorjahr.

Im Anfangsstadium wächst Mais ja relativ langsam, er kommt erst später in Fahrt.

Im Juli hatte ich dann schon schöne Jungpflanzen, die die verlorene Zeit aufzuholen versuchten. Zuckermais hat eine kürzere Kulturzeit als der Popcornmais oder der Mehlmais, deshalb waren meine Anasazi auch schon Anfang August am blühen, während der andere Mais erst im September loslegte. Eigentlich alles viel zu spät, wie sich später herausstellte. 

Mehr oder weniger ?

Die verbliebenen Bohnen kamen in beiden Gruppen gut zurecht, wuchsen zügig und trugen sehr viele Hülsen. Ob es mehr waren als mit normaler Anbauweise, vermag ich nicht zu beurteilen. Es wirkte jedenfalls nicht so. Was allerdings super wuchs und wirklich prächtig dastand waren der Kürbis und die Zucchini.

Alle Kürbisse passten nicht in die Schubkarre ….

Der Muscade mochte das mit Pferdemist vorbereitete Beet total gerne. Er wuchs und wuchs und eroberte sich immer mehr Fläche. Er machte auch brav den Bodenschatten um die Maispflanzen, so wie gefordert bei den 3 Schwestern. Die ersten Früchte konnte ich im August ernten. Es waren dicke große proppere Kürbisse, die noch dazu geschmacklich mit ihrer Frische und Fruchtigkeit überzeugten. Bei 30 habe ich aufgehört zu zählen. Über 60m² war seine Ausdehnung, die sich kreisrund um das Pflanzloch erstreckte. Er wuchs in alle Himmelsrichtungen gleich gut. Auch der Black Beauty war sehr produktiv und er breitete sich weit über das Beet hinaus aus und fühlte sich offensichtlich wohl im Kreise seiner beiden anderen Schwestern. Es war aber auch ein sehr wasserreicher Sommer, der den Kürbisgewächsen entgegenkam. Aus vielen Berichten anderer Gärtner hörte ich von prächtigen Ernten und vollen Gemüsekörben. Nur die Tomaten…. aber das ist eine andere Geschichte.

Wegen sommerlicher Stürme und der überladenen Bohnenstangen musste ich alles sehr gut mit Stricken absichern.


Fazit: 

Das Anbauprinzip der 3 Schwestern scheint gut zu funktionieren. Ich hatte den Eindruck, dass alle beteiligten Pflanzen vital und wüchsig waren. Bei einigen war ich positiv überrascht, was ihre Produktivität und Vitalität angeht. Negative Effekte könnte ich überhaupt nicht erkennen. Somit ist mein Experiment positiv ausgefallen und ich werde es in den nächsten Jahren wiederholen. Da nicht jedes Gartenjahr gleich gut verläuft, kann ich erst in ein paar Jahren endgültig sagen, ob die 3 Schwestern den positiven Effekt auf die Pflanzenvitalität haben, wie es oftmals beschrieben wurde. Besonders interessant dürfte es sein, zu beobachten wie die nächste Generation  am selben Standort zurecht kommt. Denn die 3 Schwestern stehen immer am selben Ort im Beet. Alles anfallende Pflanzenmaterial der 3 Schwestern wird gesammelt und an Ort und Stelle kompostiert, so dass die Nährstoffe der nächsten Generation zur Verfügung stehen. Ein interessanter Ansatz, da es ein echter Nährstoffkreislauf ist, der keine zusätzlichen Nährstoffeinträge benötigt. Sozusagen ein perpetuum agriculture. 

Ein Maiskolben der Anasazi kann bis zu 20 cm groß werden.

Wer jetzt Lust bekommen hat, diese Anbauweise auszuprobieren, kann gerne das dazu passende Saatgut bei mir nachfragen. Ich wünsche viel Spaß beim Gärtnern.

Autor: Beatrix Schulte

Fotografin, Künstlerin, Autorin. Die Fotografie und das Schreiben ist für mich nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. Ich lebe seit 24 Jahren auf einem Resthof in der Gemeinde Stadland zusammen mit meinen Pferden, zwei Hunden und meinem Liebsten. Wir haben ein 28.000 m² großes naturnahes Grundstück, auf dem wir tagtäglich nachhaltig zu leben versuchen und auch den Wildtieren und Wildpflanzen um uns herum einen Raum zum Leben zu gönnen. Hier wird Permakultur mit Waldgartencharakter betrieben.

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