Kräuter für die Natur und mich

In einem naturnahen Garten dürfen Kräuter nicht fehlen. Sie erfüllen vielfältige Zwecke für den Menschen und sind wertvolle ökologische Elemente, die zur Biodiversität beitragen können.

Das Nützliche mit dem Nachhaltigen verbinden

Bienen, Hummeln, Tag- und Nachtfalter, Käfer, Wanzen, Schwebfliegen und andere Krabbeltiere – sie alle freuen sich über eine große Vielfalt an Blüten und Blättern, von denen sie sich und ihre Puppen, Larven und Raupen ernähren. Warum also nicht das Nützliche mit dem Nachhaltigen verbinden und im eigenen Garten diejenigen Kräuter und Gemüse pflanzen, die sowohl der Ernährung dienen als auch unsere Mitgeschöpfe nähren und ihnen ein Überleben ermöglichen? Geht das überhaupt? Kann man gleichzeitig einen schönen Garten haben und der Natur etwas zurückgeben? Ja, man kann!

Ein Tausendsassa für den heimischen Garten

Unsere Küchenkräuter sind sehr geeignete Protagonisten für diese Doppelnutzung und auch viele Gemüsepflanzen nähren mit ihrem Pollen etliche Insekten. Kräuter sehen nicht nur hübsch aus und verbreiten oftmals einen intensiven Duft, sie dienen uns auch als Heilpflanzen und Gewürzkräuter, die unseren Speisen das besondere charakteristische Aroma verleihen.

Kräuter sind mittlerweile wieder beliebte Gartenbewohner, da sie pflegeleicht sind, keine hohen Ansprüche an den Boden stellen und noch dazu robust und krankheitsreistent sind. Mit diesen vorteilhaften Eigenschaften bringen sie auch unseren Gemüsepflanzen einen deutlichen Mehrwert, was deren Gesunderhaltung und Resistenz gegen Schädlingsbefall angeht.

Gänseblümchen mit Fliege.
Gleichgewichte schaffen

Sie helfen den oftmals empfindlicheren Nutz- und Zierpflanzen im Garten, in dem sie mit ihren ätherischen Ölen, Bitterstoffe und Stoffwechselprodukten sogenannte Schädlinge fernhalten. Schädlinge im eigentlichen Sinne gibt es in meiner Welt allerdings nicht. Oftmals handelt es sich um ein Ungleichgewicht an Räubern und Frassinsekten im direkten Umfeld der betroffenen Pflanzen. Auch eine Unter- oder Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen schwächen die Pflanzen und machen sie anfälliger. Durch geeignete Schutzmaßnahmen für die Räuber lassen sich viele Schädlinge gut beherrschen, auch ohne Chemie.

Wie dem auch sei, Kräuter sind in meinem Garten die unverzichtbaren Helfer und sie nähren viele nützliche Insekten. Ich baue sie genauso selbstverständlich an wie typische Gemüsepflanzen.

Mit Kräutern wirkt der Gärtner*in dem Artenschwund aktiv entgegen und schafft ein ökologisch wertvolles Gartenhabitat.

Jedes Jahr ziehen mehr Kräuter in meinen Permakulturgarten ein, immer lerne ich dazu und lasse mich überraschen. Viele Kräuter trockne ich für den Winter und nutze sie für Gerichte oder bereite Tees zu. Kräuter sind ein wichtiger Bestandteil meiner Ernährung und ich weiß um ihren Mehrwert für die Natur und mich.

Das kleine Wiesenvögelchen liebt meine Basilikumblüten.
Kräuterwelten

Man unterscheidet zwischen Wildkräutern und Küchen- und Gewürzkräutern, wobei es da Überlappungen gibt wie das Beispiel des Löwenzahns zeigt. Der Löwenzahn ist eine Heilpflanze und ich verwende ihn im Frühjahr gerne kurweise zusammen mit Giersch, Scharbockskraut, Gänseblümchen, Vogelmiere und Brennnessel, um daraus ein Pesto zu machen oder den Salat damit anzureichern. Dies alles sind Wildkräuter, die im Allgemeinen als Unkräuter bezeichnet werden. In meiner Welt gibt es keine Unkräuter, nur Beikräuter und Wildkräuter. Die Vorsilbe Un- impliziert etwas sehr Negatives und das sind Wildkräuter überhaupt nicht. Es liegt also im Auge des Betrachters, wie er mit den Wildpflanzen umgeht und welche innere Einstellung er zu ihnen entwickelt.

Konzentrierte Inhaltsstoffe

Wildkräuter können unseren Speiseplan bereichern und ihn aufwerten. Sie sind in Teilen oder auch in Gänze essbar, je nach Sorte und Art. Eine gute Kräuterkenntnis ist zu empfehlen, denn in Wildkräutern können negative Substanzen stecken. Später dazu mehr.

Insgesamt übersteigen die Werte der Inhaltsstoffe von (Wild-)Kräutern oft diejenigen der Gemüse- und Nutzpflanzen um ein Vielfaches. So enthält Löwenzahn die 9-fache Menge an Vitamin C und die doppelte Menge an Magnesium wie der normale Kopfsalat. Das ist nur ein Beispiel für die wertvollen Inhaltsstoffe der oft geschmähten Wildkräuter.

(Wild-)Kräuter haben aber noch einen weiteren großen Vorteil. Mit sekundären Pflanzenstoffen schützen sie sich gegen Frassfeinde, Viren, Bakterien und Pilze. Ätherische Öle wie Campher oder Menthol, Gerbstoffe, Glykoside (Zuckerverbindungen), Saponine (Seifenstoffe), Bitterstoffe, Salicyle, Alkaloide und Solanine (Nachtschattengewächs) zeigen die große Vielzahl an wirksamen Stoffen. Diese können wir Menschen ebenfalls nutzen und sie in unsere Ernährung einfließen lassen. In großen Mengen genossen, können Kräuter allerdings Schaden bei uns anrichten und uns krank machen. Es gilt wie so oft im Leben: Die Dosis macht das Gift!

Ein eher seltener Gast in Norddeutschland: das Taubenschwänzchen, welches an einen Kolibri erinnert, da es den Nektar im Flug aufnimmt.
Natur beobachten

Kräuter sind richtige Nährstoffbomben. Das können wir uns zu Nutze machen. Kalium, Magnesium und Kalzium sind in besonders großen Mengen in Kresse, Schnittlauch und Petersilie vorhanden. Warum also nicht diese Kräuter anpflanzen? Wenn man dann noch sieht, wie die Wildimmen auf die Blüten von Schnittlauch und Petersilie abfahren und wie kleine Fliegen sich an der Kresseblüte laben, dann macht das Gärtnern Spaß und es bringt auch der Natur einen deutlichen Mehrwert.

Feuerwanze auf Liebstöckel
Der Name ist Programm: Streifenwanzenliebe auf meinem Liebstöckel.
Schmetterling, Schwebfliege und Feuerwanze

Mein Liebstöckel – auch als Maggikraut bekannt – ist nicht nur bei Wildimmen beliebt. Wenn die Samen reifen sind die roten Streifenwanzen nicht weit. Was genau sie da suchen, weiß ich nicht, aber sie lieben meinen Liebstöckel.

Die Basilikumblüten werden gerne von Faltern und Wildimmen besucht, ebenso die Salbeiblüten, die Borretschblüten, die Ringelblumen und der Ysop. Letzterer ist eine seltenere Heilpflanze gegen Magenbeschwerden und Entzündungsprozesse aller Art. Ebenso gut besucht sind Pimpinelle, Bohnenkraut, Rosmarin, Lavendel, Thymian, Majoran, Zitronemelisse und Malve. Sie alle nähren kleinere und größerer Insekten und helfen ihnen zu überleben und sich fortzupflanzen. So entstehen Nahrungsketten, die dann auch Vögel und Kleinsäuger nähren.

Bei den Wildkräutern lasse ich Beinwell, Schafgarbe, Wiesenkerbel, Hirtentäschel, und Taubnessel stehen und blühen. Sie sind allesamt Heilpflanzen mit speziellen Wirkgebieten und sie nähren gleichzeitig die Insektenwelt.

Die große Porreeblüte lockt zahlreche Insekten an.
Gemüse blühen lassen

Aber auch bei den Gemüsepflanzen gibt es solche, die uns nähren und gleichzeitig nützlich für Insekten sind. Einfach mal zwei oder drei Zwiebeln stehen und zur Blüte kommen lassen. Es muss nicht immer der Zierallium sein, auch normale Zwiebeln, die Winterheckezwiebel oder Porree produzieren beeindruckende Bütenkugeln, auf die Schmetterlinge, Hummeln, Bienen und Schwebfliegen stehen. Die prächtige Blüte des Stangensellerie, der Möhre, des Fenchel oder des Brokkoli und anderer Kohlarten sorgen für viel Leben im Garten. Oder die zierlichen Blüten der Wegwarte. Eine andere Bezeichnung für diese Pflanze ist Endivie oder Zichorie. Viele kennen den leicht herben Geschmack des Endiviensalates, aber wer hat je die hübschen blauen Blüte gesehen, die nach der Überwinterung im Folgejahr erscheinen? Und auch mein Pflücksalat lockt Insekten an, wenn er seine zarten gelben Blühten in der zweiten Jahreshälfte ausfährt.

Auf der Wegwartenblüte hat sich eine Feldschwebfliege niedergelassen.

Um diese Gemüsepflanzen blühen zu lassen, braucht es allerdings auch etwas mehr Platz, denn sie können sehr ausladend werden. Das kalkuliere ich stets ein, wenn ich die Gemüse anpflanze. Einen Teil esse ich und einen Teil lasse ich zur Blüte kommen. So hat jeder etwas davon – die Natur und ich.

Diese Kräuter kann ich als hervorragende Bienen- und Insektenweide empfehlen:

  • alle Basilikumarten
  • Schnittlauch und andere Zwiebelarten
  • Ringelblume
  • Zitronenmelisse
  • Ruccola
  • alle Salbeiarten
  • ein- und zweijährige Malven
  • Ysop
  • Liebstöckel
  • Bärlauch
  • Thymianarten
  • Dill
  • Fenchelarten
  • Petersilie
  • Kümmel

Wer mehr über die Gartenkräuter erfahren möchte und diese genauer bestimmen möchte, der findet hier zahlreiche Informationen.

Die folgenden Wildkräuter kann ich ebenfalls empfehlen:

  • Löwenzahn
  • Echinacea
  • Mohnarten
  • Agastache
  • Nachtkerze
  • Froschlöffel
  • Rudbeckia
  • Beinwell
  • Rote Lichtnelke
Ein Dickkopffalter besucht zu später Stunde meine Nachtkerze.

Zuletzt möchte ich noch besonders auf die Nachtkerze aufmerksam machen. Sie ist eine bis ein Meter hohe einjährige Pflanze mit hellgelben großen Blüten, die sich gegen Abend öffnen und vor allem Nachtfalter anlocken. Im letzten Sommer war an meinen Nachtkerzen jeden Abend regelrecht Butterfly-Party. Es war sehr erstaunlich, was da abging…

Von manchen Kräutern habe ich Saatgut produziert, so auch von der Nachtkerze. Falls ihr Interesse an meinem Saatgut habt, meldet euch gerne unter E-Mail: info@bea-photo.de .

Mehr Infos zu unseren heimischen Insekten findet ihr hier.

Autor: Beatrix Schulte

Fotografin, Künstlerin, Autorin. Die Fotografie und das Schreiben ist für mich nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. Ich lebe seit 24 Jahren auf einem Resthof in der Gemeinde Stadland zusammen mit meinen Pferden, zwei Hunden und meinem Liebsten. Wir haben ein 28.000 m² großes naturnahes Grundstück, auf dem wir tagtäglich nachhaltig zu leben versuchen und auch den Wildtieren und Wildpflanzen um uns herum einen Raum zum Leben zu gönnen. Hier wird Permakultur mit Waldgartencharakter betrieben.

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