Die Puffbohne – eine botanische Schönheit mit Zukunft

Die Puffbohne, auch Dicke Bohne, Pferde- oder Saubohne genannt, wurde vermutlich im Nahen Osten zuerst in Kultur genommen. Eine Wildform ist nicht bekannt. Sie versorgte unsere Vorfahren  bereits in der späten Bronzezeit mit dem lebensnotwendigen Eiweiß.

Das ging solange, bis die Entdecker aus Amerika die heute viel bekannteren Gartenbohnen und die Kartoffeln mitbrachten und sich das Ernährungsverhalten der europäischen Bevölkerung total wandelte.

Der Anbau im Garten

Puffbohnen vertragen gegenüber der Gartenbohne viel besser die bei uns üblichen kälteren Temperaturen. Während die Gartenbohnen erst nach den Eisheiligen im Mai gelegt werden dürfen, wird die Puffbohne bei entsprechender Witterung bereits ab Mitte Februar bis spätestens Mitte März gesät. Die Körner legt man alle 10 cm, jeweils 1 Korn, 6 – 8 cm tief in die Erde. Die dicken Puffbohnen dürfen diese 8 cm voll ausschöpfen. Die kleineren Pferdebohnen legt man auf 5 – 6 cm Tiefe in den Boden. Der Reihenabstand sollte 50 cm betragen. Bei windgefährdeten Lagen sollte man  als Unterstützung gegen das Umkippen der Pflanzen Stäbe in die Erde stecken und die Bohnen mit einem Band fixieren.

Eine Acker-Puffbohne mit Stäben und Bändern gestützt.

Frühe Ernte

Durch die frühe Aussaat ist auch die Ernte entsprechend früh: Die Ernte für den Verzehr ist von Juni bis Juli, die Saatguternte findet meist im August statt. Wann die Bohnen für die Küche reif sind, kann man an den Hülsen fühlen. Wenn die  ersten Körner fühlbar sind, schaut man in eine Hülse hinein. Wenn die Körner die richtige Größe haben, können die Hülsen gleicher Dicke gepflückt werden. Die noch dünnen Hülsen lässt man weiter wachsen, so verteilt sich die Ernte auf einen längeren Zeitraum. Die Saatgutreife erkennt man ab August daran, dass sich die Hülsen von braun nach schwarz verfärben und eintrocknen.

Die reifen Hülsen verfärben sich sehr dunkel.

Wie alle Leguminosen sind auch die Puffbohnen Stickstoffsammler, und lagern den aus der Luft aufgenommenen Stickstoff in kleinen Knöllchen an ihren Wurzeln ein. Kluge Gärtner*innen schneiden die abgeernteten Stauden deswegen über der Erde ab, und lassen die Wurzeln in der Erde. Damit hat man für die Nachkulturen, wie z.B. Rote Beeten, Radieschen oder Wintersalate meist einen ausreichenden Düngervorrat im Boden.

Die Puffbohne in der Küche          

Nach der Größe der Körner unterscheidet man verschiedene Varietäten: Die Puffbohnen haben die großen Kerne, und diese wurden durch stetige Auslese und gezielte Kreuzungen für die menschliche Ernährung gezüchtet (var. major). Die älteste Varietät ist jedoch die kleinkörnige Ackerbohne  (var. minor) Sie wird noch heute als Gründüngung  genutzt.  Eine weitere Varietät ist die Pferdebohne oder Saubohne, deren Kraut von unseren Vorfahren überwiegend als Viehfutter genutzt wurde  (var. equina).

In früheren Jahrzehnten, als schlechte Zeiten waren oder man eine große Familie satt bekommen wollte, war die Puffbohne ein ‚Arme-Leute-Essen‘. Zu der Zeit ließ man die Körner auch komplett auswachsen, um einen größtmöglichen Ertrag zu bekommen. Die trockenen Körner waren ein hervorragender Wintervorrat, da sie getrocknet viele Monate haltbar und lagerfähig waren. Die war umso wichtiger, da man das Einwecken oder Einfrieren noch nicht kannte.

Die frühe Ernte bringt einen besonderen Genuss.

Watt de Buur nich kennt

Diese Erinnerungen verleiten heute leider noch viele Leute zu der Aussage: „Ich mag die Puffbohnen nicht“. Dafür gibt es eigentlich eine ganz einfache Erklärung: Der plattdeutsche Spruch „Watt de Buur nich kennt, dat ett he nich“ heißt auf hochdeutsch nichts anderes als „Frühkindliche Prägungen bewirken das spätere Essverhalten“. Wer die Puffbohnen im eigenen Garten anpflanzt, und zum bestmöglichen Erntetermin für die Küche erntet, bekommt aber eine Mahlzeit, die jeden Gourmet jubeln lässt! Und die auch unsere Kinder essen werden! Dieses Geschmackserlebnis gibt es so auch nur aus dem eigenen Garten, denn keine TK-Ware und kein Wochenmarktangebot ist so frisch, und kann so zeitgenau, schnell und einfach geerntet werden!

Puffbohnen im Ziergarten

Wer trotzdem dabei bleibt: Nein, eine Puffbohne esse ich nicht – der ist bei der RG NordWest trotzdem als Bohnenvermehrer*in herzlich willkommen! Denn auch im Ziergarten sind Puffbohnen mit einer Wuchshöhe von etwa 1,20 m bis 1,60 m als Hintergrundpflanzen sehr dekorativ!  In jedem Fall sollten Gärtner*innen darauf achten, dass die Pflanzen ausreichend sonnig oder maximal halbschattig stehen.

Eine vierfarbige Blüte ist etwas ganz besonderes.

Viele kennen die Puffbohne nur mit den schwarz-weißen Blüten. Aber auch bei den Blütenfarben gibt es viele Variationen: Die ‚Maris bead‘ zeigte in Schweiburg in 2020 eine wunderschöne 4farbige Blüte, anfangs schwarz-weiß mit pink, und im Abblühen kam noch ein Blauton hinzu. Diese Sorte wird in diesem Jahr beim Bronzezeithaus in Rodenkirchen angebaut.  Die bekannteste  rotblühende ist wohl die ‚Crimson flowered‘. Erstmals wächst in einem Garten der RG NordWest in 2021 eine blaublühende mit Namen  ‚Blue Anton‘. Auf diese Bohne sind alle Aktiven unserer Gruppe selbst schon sehr gespannt.

Sortenvielfalt behüten und bewahren                 

Der Erhalt der Alten Sorten ist gerade in Zeiten sich rasch verändernder klimatischer Bedingungen ein riesiger Schatz. Er  birgt das Potential für gesund erhaltenden Wohlstand und Nahrungsmittelsicherheit für die kommenden Generationen, denn die Alten Sorten haben schon bewiesen, dass sie lebendig, variabel und anpassungsfähig sind.  Es werden auch ständig Gärtner*innen gesucht, die eine der vielen verschiedenen Puffbohnensorten im Garten anbauen möchten, und damit diese Sorten vor dem Aussterben bewahren wollen. Viele Sorten Saatgut werden  zwar in Genbanken aufbewahrt, aber dort ist es „lebendig begraben“. Nur der regelmäßige Anbau – bei Bohnen spätestens erneut nach 4 Jahren- lässt eine Sorte wirklich weiterleben!  Saatgut wird in kleinen Portionen in Patenschaft, also nur für die Vermehrung, aber auch in größerer Menge für den Anbau für die Küche abgegeben.

Aktuelle Anbauvorhaben unserer Gruppe

Im Jahr 2021 werden in den Gärten der RG NordWest fast 20 Sorten Puff- und Pferdebohnen angebaut. Von den Sorten Puffbohne Wymeer, der Lüneburger  Pferdebohne, der Puffbohne Hunsrück  oder der libanesischen Saubohne –das sind nur ein paar Beispiele!-  ist ausreichend Saatgut vorhanden, so dass  wir es auch gerne  an interessierte Gärtner außerhalb unserer Gruppe abgeben. 

Die ganze Vielfalt der Puffbohnen zeigt sich auch in der Vielfalt der Bohnen.

Auch das Wissen um die sortenreine Vermehrung und das Knowhow zum Anbau der Puffbohnen geben die Hausgärtner*innen des VEN weiter: Puffbohnen können sowohl fremd- wie  auch selbstbestäubt werden. Da sie als Frühblüher gerne von Hummeln angeflogen werden, kann bei  es beim Anbau mehrerer  Sorten in  einem Garten leicht zur Fremdbestäubung kommen und man bekommt eine neue Sorte. Die VENler*innen wollen ihre Puffbohnen aber „sortenrein“ behalten, und achten deshalb peinlichst genau darauf, dass im Umkreis  von mindestens  150 Metern keine 2. Sorte oder noch mehr Puffbohnen angebaut werden. Nachbarn sprechen sich deshalb ab, so dass sie dann jeweils die gleiche Sorte im Anbau haben.

Alte Sorten anpflanzen

Die RG NordWest hat inzwischen fast 100 Sorten vom Aussterben bedrohter Gartenbohnen und Puffbohnen  in einer Bohnenliste erfasst. Seit 2020 liegt zudem eine Bestandsliste für erhaltungswürdige Erbsensorten vor. Wer sich für eine Bohnen- oder Erbsen-Patenschaft interessiert, Saatgut für den Küchenanbau haben möchte oder zu diesem Thema weitere Informationen möchte, der/die kontaktiere bitte Renate Düring  per Mail  rg.nordwest@t-online.de   . Weiterführende Informationen zum VEN gibt es unter www.nutzpflanzenvielfalt.de bzw. der direkte Link zu einer ausführlichen  Kulturanleitung für  Puffbohnen ist  https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/node/3594 . Wer die Puffbohnen kreativ in der Küche nutzen möchte, kann beim VEN auch eine Internationale Rezeptsammlung bestellen:  Bücher von Mitgliedern | nutzpflanzenvielfalt.de

Ein Beitrag unserer Gastautorin Renate Düring. Co-Autorin Susanne Bienert.

Ich bin Renate Düring und wohne in Schweiburg. Einen Garten zu haben und zu bewirtschaften, gehört für mich zu einem erfüllten Leben dazu. Seit jungen Jahren gärtnere ich und ernte für die Versorgung meiner Familie aus dem eigenen Garten, was eben alles geht. Ich versuche, meinen Nutzgarten so naturbelassen zu bewirtschaften, dass auch für Insekten, Igel und anderes Getier ein Lebensraum bleibt. Seit ich Rentnerin bin, engagiere ich mich im VEN und leite die Regionalgruppe NordWest. Mit mehreren Aktiven haben wir uns in unserer RG überwiegend der Bohnenvermehrung verschrieben.

Autor: Seefelder Mühle

Die Seefelder Mühle ist ein soziokulturelles Zentrum auf dem Land. Zwischen Weser und Jadebusen macht die Mühle das leben bunt! Mit Kulturveranstaltungen und Projekten, die immer dazu einladen sich einzubringen.

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