Würmer in der Küche! Die neuen Mitbewohner

Bei uns wohnen seit einiger Zeit Würmer in der Küche! Kompostwürmer, die sich um unseren Biomüll kümmern. Wie das kam? Lest selbst :-)

Würmer im Haus sind sicher nicht für jeden was….aber sie machen auch auf kleinem Raum das Kompostieren möglich!

Nackt schlafen ist Bio: Würmer im Buch

Das erste Mal, dass ich mit dem Konzept einer Wurmkiste in Berührung gekommen bin, war in einem Buch, das mich auch dazu inspiriert hat, diesen Blog ins Leben zu rufen:

2011 schrieb die amerikanische Journalistin und Bloggerin Venessa Farquharson das Buch Nackt schlafen ist bio: Eine Öko-Zynikerin findet ihr Grünes Gewissen und die große Liebe

In kurzen Episoden hat die Autorin ihr komplettes Leben auf Nachhaltigkeit hin analysiert und umgekrempelt. Oder zumindest darüber geschrieben. Mittlerweile sind einige ihrer Ideen schon recht verbreitet oder lassen einen etwas müde schmunzeln, aber 2011 waren viele Gedanken für die meisten Menschen tatsächlich neu.

Freunde waren nicht begeistert

Und auch jetzt ist der Gedanke, sich eine mit Würmern gefüllte Kiste in die Küche zu stellen, für manche noch etwas exotisch. Jedenfalls haben wir viele hochgezogene Augenbrauen dafür bekommen. Auch mein Freund, der unsere Wohnung mit den angedachten Mitbewohner teilen sollte, war sehr skeptisch.

Riecht das nicht? Ist das nicht irgendwie….ekelig? Und warum eigentlich?

Tja, warum eigentlich?

Eine große Portion Neugier und Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren war auf jeden Fall dabei. Ich habe dann den universellen Joker gezogen und mir eine Wurmkiste zum Geburstag gewünscht!

Eine schmucke Kiste passt sich in fast jede Küche gut ein!

Es wuselt in der Küche

Wurmkiste, was ist das?

So eine Kiste mit lebendigem Innenleben ist nichts anderes, als ein kleiner Komposthaufen. Nur, dass er im Haus und mit aktiven Würmern betrieben wird. Und warum? Weil mich das Prinzip schon damals beim Lesen neugierig gemacht hat.

Wir haben derzeit nicht die Möglichkeit draußen einen Komposthaufen anzulegen. Dennoch möchte ich die alltäglichen Küchenabfälle gern für künftigen Gemüseanbau nutzen. So eine Wurmkiste ist eine tolle Lösung! Und ich kann nach bisher dreimonatigem Gebrauch sagen: Es stimmt: sie riecht tatsächlich nicht!

Wie sieht sowas aus?

Es gibt unterschiedliche Modelle. Wir haben uns für ein Zwei-Kammer-System entschieden. Dafür wird eine Holzkiste in der Mitte mit einem stabilen Drahtnetz getrennt. Die Würmer sollten durchkommen, der Bioabfall aber auf seiner jeweiligen Seite bleiben.

Die Teilung ist wichtig, damit man nach einiger Zeit auch Kompost entnehmen kann, während die andere Seite laufend weiter gefüttert wird. Die Würmer folgen nämlich der Nahrung: Also wenn man aufhört die eine Seite zu befüllen, wandern sie auf die andere und verrichten dort ihr Werk im Dunkeln.

So geht’s los

Anmerkung: Eine genaue Bauanleitung, in der auch der Bau der Holzkiste selbst beschrieben wird, findet ihr hier: Bauanleitung für eine Kompostkiste mit Würmern

Praxistipp für Flüssig-Dünger

Wir haben das untere Drittel der Wurmfarm mit einer Plane ausgekleidet (s. Foto), um ein Austreten von Flüssigkeit zu vermeiden. Dafür gibt es eine leichte Schräge, die dafür sorgt, dass die Flüssigkeit gezielt zu einer kleinen Öffnung geführt wird, an der wir ganz einfach tollen Flüssig-Dünger für Zimmerpflanzen entnehmen können.

Das neue Wurm-Zuhause wird kuschelig eingerichtet mit etwas Erde als Untergrund.

Verstecke und Feuchtigkeit sind essentiell

Um die Wurmfarm zu starten benötigt man ein wenig braune Pappe als Grundlage. Sie gibt den Würmern bereits Nahrung und ein Versteck, bis genug Biomasse enthalten ist. Die Erde sollte immer feucht genug bleiben, damit die Würmer nicht austrocknen. Ansonsten sind sie sehr pflegeleichte Gesellen!

Anscheinend haben schon viele Menschen so eine Wurmkiste zu Hause, denn im Internet findet man zahlreiche Anbieter, die Bausätze oder auch ganz fertige Kisten anbieten. Mit ein wenig handwerklichem Geschick lässt sich so eine Kiste aber ganz leicht selbst bauen.

Auf die Erde kommen grobe Schnipsel aus brauner Pappe.

Die Würmer haben wir ebenfalls im Internet bestellt. Sie wurden mit etwas Erde per Post versendet und haben die Reise gut überstanden. Man kann auch Würmer im lokalen Anglermarkt kaufen oder im Garten ausgraben und umsiedeln, aber da ca. 500 Stück für den Start benötigt werden, war der Internetkauf für uns die beste Option.

Überraschungsgemüse

Unser Indoor-Kompost hat auch schon für die erste Überraschung gesorgt: Die Kerne aus einem Kürbis haben sich darin so wohl gefühlt, dass sie anfingen auszutreiben. Eines Morgens streckten uns dann lauter kleine Kürbispflanzen die Köpfchen entgegen!

Ein paar davon habe ich natürlich gleich in ein Anzuchttöpfchen gesetzt und sie stehen nun auf der Fensterbank. Wenn unser Garten soweit ist, ziehen wir sie raus und es wächst hoffentlich die nächste Generation Kürbis heran!

Überraschungskürbispflänzchen
Die Kürbispflanzen wachsen kräftig

Mein Fazit

Nach knapp drei Monaten Wohnen mit Würmern kann ich sagen: Eine Wurmkiste ist eine tolle Ergänzung für den eigenen Garten. So geht nichts verloren. Läuft das Sytem einmal, wird die Kiste mit Schnittgrün aus dem Garten und Gemüseresten aus der Küche gefüttert.

Die Würmer verarbeiten alles zu Kompost, der wiederum in der nächsten Saison auf die Beete verteilt wird. Das ist vielleicht der kleinstmögliche Kreislauf zu Hause! Und damit auch sehr gut geeignet für Stadtwohnungen mit kleinen Gärten. Zum Beispiel so einen, wie ihn Adriana aus unserem Blog in Freiburg aufgebaut hat.

Adrianas Bericht, der in vier Folgen vom Aufbau ihres kleinen Stadtgartens erzählt, könnt ihr hier lesen: Das Stadtgarten-Experiment

Unsere kleine Wurmfarm in der Küche riecht nicht und die Würmer sind sehr genügsame und ruhige Gesellen! Natürlich muss man sie regelmäßig füttern und die Feuchtigkeit beobachten, aber das ist wirklich nicht viel Aufwand im Alltag. Auch einen normalen Urlaub überstehen sie ohne Probleme, wenn genügend Futtervorrat in der Kiste ist.

Mein Urteil: Auf jeden Fall empfehlenswert!

Autorin:
Gesche Gloystein

Ich bin Gesche und lebe (wieder) im ländlichen Raum und arbeite im Kulturbereich. Außerdem bin ich als Poetryslammerin und Festivalmacherin unterwegs. Die Themen Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit beschäftigen mich immer mehr, weshalb ich einen Beitrag dazu leisten möchte. Über dem steht für mich die Frage: Was macht Landleben heute aus?

Autor: Seefelder Mühle

Die Seefelder Mühle ist ein soziokulturelles Zentrum auf dem Land. Zwischen Weser und Jadebusen macht die Mühle das leben bunt! Mit Kulturveranstaltungen und Projekten, die immer dazu einladen sich einzubringen.

Hinterlasse einen Kommentar