NACHHALTIGKEIT – Nur ein Wort? | Ein Theaterbesuch der besonderen Art

Nachhaltiges Theaterstück der Seefelder Mühle

Nachhaltigkeit. Das ist ein großes Wort. Ein Wort, das momentan in aller Munde zu sein scheint. Wir müssen nur das Radio oder den Fernseher einschalten, um spätestens in den Nachrichtensendungen Redewendungen wie „nachhaltiges Wirtschaften“, „Nachhaltigkeit im Straßenverkehr“ oder „nachhaltige Lebensmittelproduktion“ zu begegnen. Was aber gehört eigentlich alles dazu, wenn wir mit dem Begriff der Nachhaltigkeit um uns werfen und uns gut dabei fühlen, weil wir uns Gedanken über unseren Konsum, oder unsere Lebenseinstellung machen?

Antwort gesucht!

Eine Antwort auf diese große Frage zu finden erhoffte ich mir, als ich am Abend des 13. September 2018 nach Seefeld fuhr und mich auf einen der letzten freien Plätze des gut gefüllten Dorfgemeinschaftshaus setzte. Die Theatergruppe der Seefelder Mühle hatte passend zum diesjährigen Themenjahr ein Stück geschrieben, das sich dem großen, schwer greifbaren Thema widmen sollte. Der Titel „So viel du brauchst“ hatte mich neugierig gemacht und das Gefühl der Neugierde sollte sich in den folgenden zwei Stunden ungebrochen halten, denn ich durfte ein Theaterstück erleben, in dem ich immer wieder überrascht, überrumpelt und sanft dazu gezwungen wurde, meinen eigenen Blick zu schärfen und die kleinen, gemeinen Fallen des nicht-nachhaltigen Alltags deutlicher zu erkennen.

Klartext

Im Saal war eine Häuserzeile aufgebaut worden, hinter deren Türen ganz normale Leute einer ganz normalen Siedlung wohnten. Als das Licht erlosch und die Spots auf der Hauptbühne angeknipst wurden, sah das Publikum ein nett eingerichtetes WG-Zimmer einer ganz normalen Gemeinschaft aus ganz normalen Menschen. Menschen, mit denen ich mich gut identifizieren konnte: Informiert über Politik und Umwelt, sozial eingestellt, mit beiden Beinen fest im Leben stehend und trotzdem voller Wünsche und Träume und durchaus empfänglich für die kleinen, angenehmen Vorzüge unseres westlichen Überflusslebens.

Theatergruppe Seefelder Mühle zu Nachhaltigekeit

Achtung Falle!

Da wurde gesprochen über den Sinn oder Unsinn von 200ml-PET-Smoothie-Flaschen, die so „mega praktisch“ sind, wenn man sie dabei hat und schnell mal unterwegs einen gesunden Schluck Obst und Gemüse naschen möchte. Warum aber in Plastik? Man könnte sich doch auch morgens einen Smoothie selbst zubereiten und dann in kleine, wieder verwendbare Glasflaschen abfüllen.

Da wurde gesprochen über die Todsünde des Reisens überhaupt: Kreuzfahrten, deren Schiffe ohne Ende dreckige Abgase produzieren. Und deren Menschenmassen an Board die kleinen und großen Paradiese unserer Welt regelrecht überschwemmen, kaum Geld im Ausflugsort ausgeben, dafür aber große Mengen Müll hinterlassen, und die abends auf dem Schiff ein überbordendes Angebot an Essen vorfinden, von dem nicht unbedeutende Mengen im Müll landen. Kreuzfahrten sind also nicht nachhaltig. Das wissen wir. Aber „schaut mal hier im Werbe-Prospekt: Ein Flug nach Paris für nur 39,- Euro!! Das ist doch super! Wollen wir nicht ein Wochenende in Paris verbringen? Ich meine: Bei diesem unschlagbar günstigen Preis?!“

Na? Habt ihr die Falle erkannt?

Theatergruppe Seefelder Mühle

Da wurde gesprochen über die dreckigen, luftverpestenden Dieselfahrzeuge, um im gleichen Atemzug über eine Ausflugsfahrt mit dem schicken Oldtimer nachzudenken.

Und da wurde gesprochen über die Vor- und Nachteile von umweltentlastenden Baumaßnahmen. Wie zum Beispiel dem Bau einer Umgehungsstraße. Je nachdem aus welchem Blickwinkel man so etwas betrachtet, kann man dafür sein, oder dagegen. Und das Verrückte dabei ist: Beide Seiten sind durchaus nachvollziehbar.

Lösungen anbieten, statt nur zu meckern

Die Theatergruppe der Seefelder Mühle hatte meiner Meinung nach wahnsinnig gut recherchiert, als sie sich mit „der Nachhaltigkeit“ beschäftigt hat. Und sie hat in ihrem Stück Menschen gezeigt, die genau wie ich der Meinung sind, alles richtig zu machen und die gerne auch mal mit erhobenem Zeigefinger auf andere Menschen zeigen, die es offensichtlich nicht so gut hinbekommen mit der Nachhaltigkeit: Menschen, die sich ständig neue Kleidung kaufen, weil sich die Mode ändert, oder eine große Marke eine neue Kollektion herausgebracht hat.

Nachhaltiges Theaterstück "So viel du brauchst" Seefelder MühleJPG

Menschen, die ohne groß darüber nachzudenken billig produziertes Fleisch oder in winzigen Plastikverpackungen portionierte Süßigkeiten und Getränke einkaufen. Sogar der in Plastik verpackte To-Go-Salat, über den Regina Hartmann in ihrem Artikel geschrieben hat, fand Erwähnung. Obst und Gemüse oder Joghurts werden im Angebot gekauft, obwohl der Vorrat noch gut gefüllt ist und viele der so günstig erstandenen Lebensmittel dann später im Mülleimer landen. Aber der erhobene Zeigefinger nützt ja im Grunde Niemandem. Das Einzige, was hilft, ist über die kleinen Umweltfallen zu sprechen und Lösungen bekannter zu machen und dann auch vorzuleben! Damit die Anderen, die vielleicht noch nicht so weit sind, sehen, dass es funktioniert und dadurch selbst motiviert werden, mitzumachen und nachhaltiger zu leben.

Theaterstück zu Nachhaltigkeit

Aber nur auf Missstände hinzuweisen, war ja auch gar nicht das Ziel des Theaterstückes! Deshalb kamen auch Charaktere vor, die andere Wege gehen: Der Nachbar, der etwas kauzig und schrullig wirkt, weil er „Schrott sammelt“ und Elektrogeräte, die kaputt sind, wieder repariert. Oder der andere Nachbar, der aus vermeintlichem Müll Kunst macht. Oder die Nachbarin, die ihren Kuchen und ihr Brot noch selbst backt, statt in Plastik verpackte industriell erzeugte Backwaren zu kaufen, weil „das doch so praktisch ist“.

Fazit – Was nehme ich mit?

Über Allem aber stand und steht die große Frage, die wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einmal unseren Kindern und Enkeln (Ja! So weit ist das nicht mehr weg!) beantworten müssen: „Warum habt ihr es zugelassen, dass unsere Erde so ruiniert wurde?“

Mich hat das Theaterstück der Theatergruppe der Seefelder Mühleauf jeden Fall NACHHALTIG beschäftigt und ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich an einen Monolog gegen Ende der Aufführung denke:

„Einer allein. Das ist nicht viel. – Aber wenn wir Alle kleine Schritte gehen, sind es viele kleine Schritte. Und viele kleine Schritte können die Welt verändern!“

Wenn euch das Thema Plastikmüll interessiert, lest gerne hier weiter.

Autorinnenprofil Linda Grüneisen

Autor: Seefelder Mühle

Die Seefelder Mühle ist ein soziokulturelles Zentrum auf dem Land. Zwischen Weser und Jadebusen macht die Mühle das leben bunt! Mit Kulturveranstaltungen und Projekten, die immer dazu einladen sich einzubringen.

Ein Gedanke zu „NACHHALTIGKEIT – Nur ein Wort? | Ein Theaterbesuch der besonderen Art“

  1. Schön zu lesen! Cool fand ich auch, als sich die Darsteller immer weiter mit gelben Säcken zumüllten und wie ferngesteuert agierten. Was würden wir bloß ohne unsere wöchentliche Müllabfuhr machen?

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