Meine Wuffis und ich, wir sind ein starkes Team. Wir sind eng verbunden, unzertrennlich und erleben Höhen und Tiefen gemeinsam. Als verantwortungsvolle Tierhalterin versuche ich, sie so artgerecht wie möglich zu halten. Deshalb haben wir auch zwei Hunde und nicht nur einen. Beim Thema Fütterung lege ich besonderen Wert auf Qualität. Von Welpenalter an haben meine beiden Mädels ein deutsches Markenfutter (Trockenfutter) bekommen, abgestimmt auf Franca, deren Haut leicht allergisch reagiert. Über die Art der Herstellung oder die Wahl der Fleischsorte habe ich mir bisher noch wenig Gedanken gemacht. Das soll sich jetzt ändern.
In der Vergangenheit habe ich stets dem Markenprodukt vertraut und die aus meiner Sicht beste Fleischsorte (Lammfleisch und Reis) ausgesucht. Ab und zu gab es Frischfleisch und Knochen (gekocht und roh) oder auch Nassfutter aus der Dose. Und natürlich ein übriggebliebenes Fischstäbchen, Kartoffeln, Erbsen, Möhren oder selbstgebackenen Nusskuchen.
So weit so lecker!
Wer sich nicht fragt, bleibt dumm!
Doch wie gut war meine Fütterung eigentlich bisher? Lässt sich vielleicht an der Zusammensetzung oder Herstellung noch etwas ändern, um die ganze Sache umweltschonender und ressourcensparender zu gestalten? Was gibt es für Möglichkeiten, beim Hundefutter auch den Aspekt der Nachhaltigkeit zu verwirklichen? (Mehr Infos zum Thema Ökologischer Fußabdruck der Haustierhaltung findet ihr im einleitenden Artikel der Beitragsserie „Haustiere nachhaltig füttern“.)
Im Zuge einer Buchrecherche keimte bei mir allmählich das Bedürfnis, zu überprüfen, ob mein Hundefutter denn nun auch nachhaltig genug und im Idealfall sogar ökologisch ist. Ich selber versuche schon seit 35 Jahren einen Teil meines Gemüses selber anzubauen, die Eier ausschließlich aus Freilandhaltung und wenn es geht von einem Biobetrieb zu erwerben. Ich achte auf solche Dinge schon seit Jahrzehnten und mit zunehmendem Alter immer mehr. Im Laufe der Jahre ging auch unser Fleischkonsum deutlich nach unten, da wir immer mehr auf unseren CO2-Fußabdruck achteten. Zunehmend kauften mein Partner und ich nachhaltiger und ökologischer ein. Somit wuchs jetzt auch der Wunsch, bei unseren Hunden und Pferden auf eine nachhaltigere Futterqualität zu achten. Spät, aber nicht zu spät, bin ich jetzt aktiv auf der Suche nach einem Futter von hoher Qualität und aus nachhaltiger Produktion, so weit dies möglich ist. Vielleicht wird es aber auch gar kein industriell hergestelltes Futter, vielleicht gibt es eine bessere Lösung…
Vom Restefresser zum Gourmet?
Hunde begleiten den Menschen schon seit ca. 15.000 Jahren und sie haben sich an die Sitten und Gebräuche ihrer Zweibeiner*innen mehr als angepasst. Ihre tägliche Charmeoffensive ist geprägt von einem unübertroffenen Opportunismus, der durch fast nichts zu erschüttern ist. Während sich Hunde (Canis familiaris) in vorigen Jahrhunderten immer von den (Tisch-)Abfällen ihrer zweibeinigen Besitzer*innen mehr recht als schlecht ernährt haben, entstand in der Neuzeit vor allem nach dem zweiten Weltkrieg eine professionell betriebene industrielle Futterherstellung, die vor allem das sehr praktikable Trockenfutter auf Getreidebasis kreierte. Erst in jüngster Zeit ändert sich die Zusammensetzung des Trockenfutters wieder in Richtung mehr Fleisch und weniger oder gar kein Getreide. In früheren Zeiten wurden Hunde fast nie älter als zehn Jahre, heute können sie über 14 Jahre werden, je nach Rasse. Die verbesserte Ernährung trug dazu einen entscheidenden Teil bei. Der Faktor Zucht spielt dagegen oft eine nachteilige Rolle, weshalb Mischlinge oftmals gesünder sind und älter werden.
Verwirrende Vielfalt und verwirrende Deklarationen
Die Recherche im Internet war der erste Schritt, mir einen Überblick über eventuell schon vorhandene Futtersorten, Hersteller und Produzenten und vor allem auch über die Erfahrungen anderer Hundebesitzer*innen zu verschaffen. Schnell stellte ich fest: Ohne Recherche geht es leider nicht!
Sich „nur“ auf die Beratung im Tierfachmarkt zu verlassen, bedeutet die Verminderung einer objektiven Beurteilung von den auf dem Markt vorhandenen Produkten. Die Märkte pushen mal das eine, mal das andere Futter, je nach Gewinnmarge.
Sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen, erfordert leider auch ein wenig Zeit, denn es werben zwar viele Hersteller mit ihren vorteilhaften und teilweise auch vermeintlich nachhaltigen Produkten, aber ein Blick hinter die Kulissen ist manchmal sehr ernüchternd.
Wer intensiv sucht, wird sicherlich immer ein gutes Futter finden, welches optimal zu seinem oder ihrem Vierbeiner passt. Wer nicht sucht, verlässt sich auf die Verkaufsambitionen von Marktleiter*innen oder dessen bzw. deren Mitarbeiter*innen. Dabei ist es durchaus möglich, sich für ein Futter online zu entscheiden, dieses aber im Fachmarkt vor Ort zu erwerben. Kein*e Tierhalter*in will ja, dass die Tierfachmärkte vor Ort Pleite gehen. Dennoch lohnt sich die Recherche im Netz, um sich selbst einen guten Überblick zu verschaffen und sich dann mit mehr Sicherheit für einen Kauf vor Ort zu entscheiden.
Schlachtabfälle sind nicht minderwertig
Bei der normalen Schlachtung fallen genügend Fleischteile an, die einen Hund problemlos und vollwertig ernähren: Zunge, Backenfleisch, Lunge, Pansen, Knorpel, Sehnen, Strossen, Herz, Leber, Knochen, Ohren, Blut, Euter, Füße – all das landet häufig in der Abfalltonne des Landschlachters oder der Schlachterin.
Wird dieses durchaus für den Hund nahrhafte Abfallprodukt durch die Umnutzung als Tierfutter „recycelt“, so verringert sich der CO2-Fußabdruck des tierhaltenden Menschen ebenfalls deutlich. Für den Tierhalter*in bedeutet das eine Einsparung an wertvollen Rohstoffen. Die Nutzung aus der Schlachtung verringert zudem die Lagerungs- und Entsorgungskosten auf der Deponie. Es fällt weniger Müll an. Fleisch und Knochen aus artgerechter Tierhaltung und Biobetrieben sind zu bevorzugen, da sie in der Regel bessere Inhaltsstoffe haben, mehr Omega-3-Fettsäuren, mehr Vitamin E und C, mehr Beta-Carotine, mehr Calcium und Magnesium, keine Antibiotikarückstände.
Mindestens 1/5 bis 1/3 der heutigen Hundetrockennahrung besteht aus Fleisch, es können sogar bis zu 80 % sein. Das zur Verarbeitung gebrachte Fleisch muss nicht zwangsläufig die Qualität des für den menschlichen Verzehr verwendeten Fleisches haben. Bei dem sogenannten Premiumfutter sieht die Sache jedoch anders aus. Hier werden auch höherwertige Fleischteile verarbeitet, die noch für den menschlichen Verzehr in Frage gekommen wären. Eine solche Fütterung ist somit auch klimarelevant. Außerdem entsteht dabei eine Art Konkurrenz zum Menschen, dem diese Fleischteile vorenthalten werden.
Eine rein vegetarische Ernährung betreiben zwar schon einige wenige Hundehalter, ich halte das aber für nicht artgerecht. Der Hund ist ein Omnicarnivore – also ein Allesfresser. Was die Sache im Vergleich zu Katzen aber auch ein wenig erleichtert. Denn im Hundefutter dürfen durchaus Gemüse, Kartoffeln, Obst und Wildbeeren oder auch Getreide enthalten sein.
Nachhaltiges Hundefutter – Lösungsvorschläge
Rohes Frischfleisch als dauerhafte Lösung = Barfen
Eine ungewöhnliche Form des Hundefutters ist das Barfen. Barf steht für biologisch artgerechtes rohes Futter. Damit ist allerdings nicht ausschließlich rohes Fleisch gemeint, sondern allgemein Rohkost wie Gemüse, Obst, Ei, Salat, Knochen. Ungewöhnlich, weil der/die Hundebesitzer*in erstens mit rohem Fleisch arbeitet und zweitens die Zusammensetzung des Futters komplett selber bestimmt. Es liegt auf der Hand, dass das Fleisch von allerbester Qualität sein muss und hygienisch einwandfrei – auch im Sinne der Gesundheit des/der Besitzers*in. Die Barf-Fütterung ist insgesamt nicht so einfach, da auch Zusätze wie Öle richtig dosiert werden müssen. Es ist eine Philosophie für sich und ohne fachliche Beratung oder Literatur schadet man dem Hund mehr als man ihm nutzt. Spannend finde ich es trotzdem und werde es nicht aus den Augen verlieren.
Frische Fleischabfälle vom Schlachter um die Ecke
Ich habe einen Schlachter meines Vertrauens gefunden. Dort kehre ich ab und zu ein und hole meinen Hunden ihre Frischfleischportion. Wobei das Wort Portion reichlich untertrieben ist. Mit einer großen Plastiktüte, die um die 15 Kilogramm wiegt, mache ich mich auf den Heimweg. Dort zerteile ich die großen Fleischstücke in kleinere Happen, mische Herz mit Lunge, Leber, Kopffleisch und vielen weiteren Fleischstücken. Dann packe ich mir 2 kg Beutel und friere sie ein. Mindestens einmal pro Woche bekommen sie das aufgetaute, manchmal gekochte Fleisch, welches dann das Trockenfutter ersetzt. Dazu gibt es Kartoffeln, Möhren und andere Leckereien. Von einem benachbarten Biohof organisiere ich mir ab und zu die anfallenden Schweineknochen, die ich roh und gekocht verfüttern kann, da die Schweine keine Aujeszkysche Krankheit haben.
Natürliches Gemüse für meine Hunde
Bei meinen Hunden kommen außerdem noch zusätzlich Pferdekürtel hinzu
– ja, Ihr habt richtig gelesen. Die Hinterlassen-schaften meiner Pferde munden meinen Fellnasen bestens und offenbar sind sie auch gesund, da sie quasi den Pansenbrei ersetzen, den Hunde bzw. ihr Vorläufer, der Wolf, in ihrem natürlichen Nahrungsspektrum haben. Pferdekürtel sind das Gemüse für meine Allesfresser!
Und wenn ich die Hufe geschnitten habe, dann stürzen sie sich auf die abgeschnittenen Stücke. Der Strahl wird zuerst gegessen. Hufe riechen sehr intensiv und sie reinigen die Zähne.
Hundekekse selber backen
Eine aus meiner Sicht überflüssige Produktpalette sind die Leckerchen für das geliebte Haustier. Sie dienen nicht der Ernährung und sind im schlimmsten Fall auch noch unter sehr fragwürdigen Umständen hergestellt worden (Trockenhautprodukte). Wer seinem Vierbeiner etwas Gutes tun will und ihn unbedingt mit zusätzlichen Gaben verwöhnen will, sollte sich überlegen, ob nicht das Backen von Hundekeksen eine gute Alternative sein könnte. Rezepte gibt es mittlerweile viele. Es ist nicht besonders schwer, die Kekse oder Häppchen selber zu produzieren. Der Vorteil liegt wie immer klar auf der Hand: Der/die Hundebesitzer*in hat die volle Kontrolle über die Inhaltsstoffe und die Fleischzusammensetzung, auch die Menge kann so besser gesteuert werden. Der Energieverbrauch für Produktion/Trockung, Transport und Verpackung der gekauften Kekse und Leckereien kann so eingespart werden. Und noch einen Vorteil hat das ganze: Im Haus riecht es den ganzen Tag verführerisch nach backfrischen Leckereien mit Leberwurst! Die Hundelaune ist auf dem Höhepunkt…
Selber Kochen schmeckt am besten
Derweil präferiere ich das Selberkochen mit Frischfleisch, Knochen, Öl und
Gemüse und reiche es im Wechsel mit dem Trockenfutter. Ich nehme mir jetzt fest vor, mindestens die Hälfte der Rationen auf diese nachhaltigere Weise zusammenzustellen. So verfüttere ich regionales Fleisch ohne lange Transportwege, spare die industrielle Herstellung mit der sehr energieaufwändigen Trocknung und einen Teil der Umverpackung ein, bestimme die Art und Zusammensetzung des Futters und bringe so mehr Variationen auf den Speiseplan meiner schon etwas älteren Hundedamen.
Was kostet der Spaß?
Beim Schlachter um die Ecke bezahle ich sehr wenig bis gar nichts. Egal ob konventionelles oder biologisch erzeugtes Fleisch. So mancher Knochen landete schon gratis in meiner Tüte. Die selbst gebackenen Leckerlis sind ebenfalls billiger als im Fachhandel. Das gekochte Futter schwankt im Preis, je nach den Inhaltsstoffen. Teuer sind die Öle, Nassfutter aus dem Glas, biologisches und normales Premium-Hundefutter aus dem Fachhandel. Aber bevor ich meinen Hunden irgendein Billigfutter mit fragwürdigem Inhalt auftische, was unter Umständen zu überhaupt nicht nachhaltigen hohen Tierarztkosten führen kann, greife ich halt etwas tiefer ins Portemonnaie und füttere mit besserem Gewissen. Letztlich muss jeder Hundehalter*in für sich selber entscheiden, was ihm sein Vierbeiner wert ist. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Im Rückblick sehe ich, dass ich in Sachen Nachhaltigkeit auf dem richtigen Weg war und diesen einfach nur noch weiter beschreiten und ausbauen muss.
Was macht ein Hundefutter nachhaltiger?
Hier ein paar Tipps, auf die Hundehalter*innen bei einer Neuorientierung achten sollten:
- Herstellung in Deutschland
- Fleischteile sollten Schlachtabfälle sein, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind
- Rindfleischanteil sollte nicht zu hoch sein
- Ente, Huhn, Truthahn, Fisch und Pferd sind besser
- alternative Proteinquellen (Insekten) sollten probiert werden
- regionales Frischfleisch plus regionales Gemüse verkürzt die Transportwege und senkt den CO²-Fußabdruck deutlich
- Fleisch und Knochen aus biologischer Tierhaltung bevorzugen
- nicht verkäufliches Gemüse und Obst aus ökologischem Anbau bevorzugen
- Barfen probieren
- selber kochen und backen probieren
- auf gute Verdaulichkeit achten, denn das reduziert die Gesamtfuttermenge
- kleine Verpackungseinheiten meiden
Grundsätzlich sollten Hundehalter*innen darauf achten, dass Futtermittel nicht zu kleinteilig verpackt sind. Wenn nur 100 Gramm in einer 30 Gramm schweren Plastikumverpackung stecken, dann ist das alles andere als nachhaltig und sorgt für steigende Müllberge auch hierzulande. Weißblechdosen sind schlechter als große Plastiktüten, was unter anderem auch an dem hohen Energieaufwand und CO2-Ausstoß bei der Herstellung liegt. Nur 6 % an Recyclingmaterial sind in einer neu produzierten Weißblechdose enthalten.
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Wow! Ein sehr interessanter Artikel! Danke dafür. Wir haben zwei Katzen, die wir seit 5 Monaten ausschließlich mit Frischfleisch von einer Tierfuttermetzgerei in Rastede füttern. Auslöser für die Umstellung von Dosenfutter auf Frischfleisch war die Schilddrüsenerkrankung unserer älteren Katze. Ich habe zu dieser Erkrankung viel nachgelesen und bin immer wieder darauf gestoßen, dass häufig die industriell hergestellten Futtersorten mitverantwortlich sind, da sie viel zu viel Salz und unter Umständen weitere schädliche Stoffe enthalten. Seitdem wir das Fleisch roh füttern, geht es unserer Katze deutlich besser. Sie trinkt viel weniger, ist ausgeglichener, aktiver und frisst auch deutlich kleinere Portionen als vorher, ohne dadurch an Körpergewicht zu verlieren. Freunde von uns füttern ihre Hunde auf diese Art und sind völlig zufrieden damit, da die Hunde topfit sind. Einen Tipp hätte ich noch für dich in Bezug auf die Plastiktüten, die du zur Abholung der Schlachtabfälle und zum Einfrieren nutzt: Wir benutzen große Plastikeimer, die wir immer wieder auswaschen und wiederverwenden für den Transport des Fleisches. Und wenn das Fleisch dann von mir portioniert wird, friere ich es in Schraubgläsern ein. Das geht wunderbar. Natürlich gibt es keine Gläser, die 2 kg fassen, aber in Gläser, in denen vorher z.Bsp. Rotkohl oder eingelegte Gurken waren, passen bestimmt um die 500-750g. Vielleicht wäre das eine Alternative für euch, um auf Plastikbeutel verzichten zu können? Liebe Grüße aus Eckwarden, Linda Grüneisen
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