Wir haben‘s getan! Im Müllerhausgarten blüht die Sojabohne. Ein unterschätztes Lebensmittel mit schlechtem Image oder eine üble Kulturpflanze? Wir müssen reden.
Ein Paket
Eine deutsche Universität hat in diesem Jahr zusammen mit einem deutschen Tofuhersteller aufgerufen bei dem Projekt 1000 Gärten mitzuwirken. Sie wollen herausfinden, ob Soja auch in Deutschland angebaut werden kann. Jede*r kann mitmachen und in seinem Garten ein Testbeet anlegen. Das Projekt findet bereits zum zweiten Mal statt, die Sojasamen bekommt man in verschiedenen Sorten zugeschickt. Recht klein und unscheinbar kommen sie zu uns. Das Paket enthält 12 Tütchen mit verschiedenem Saatgut. Die Bohnen werden dann nach Anleitung gesät, beobachtet und beschrieben. Als „Flexitarierin“ ernähre ich mich vorwiegend vegetarisch, esse auch gern Tofu und andere Soja Produkte. Und ich muss zugeben: mir war gar nicht bewusst, wie umstritten die Bohnen sind!
Ein Imageproblem
Die Bohnen haben eindeutig ein Imageproblem. Viele denken (nicht zu Unrecht) zuerst an Regenwälder, die abgeholzt werden. An Massentierhaltung, in denen mit diesem Gensoja gemästet wird. An schlechte Arbeitsbedingungen auf den Plantagen in Südamerika. Für viele hier ist Soja ein rotes Tuch.
Aber was, wenn man die Pflanzen hier in Europa anbauen kann? Wenn nicht-genmanipulierte Pflanzen ausgesät werden? Wenn Soja keine unnötig langen Transportwege mehr hat? Dann denke ich, kann man auch guten Gewissens in sein Stück Tofu beißen. Denn was in den riesigen Monokulturen mit Mais und auch Soja getrieben wird ist ganz sicherlich eine Katastrophe. Aber da kann die Sojabohne an sich wenig dafür, es ist wie so oft der Mensch und sein Umgang mit der Natur, über den wir diskutieren müssen.
Eine Frage der Sichtweise
Nur ein Bruchteil des weltweit erzeugten Sojas wird für die menschliche Ernährung verwendet. Dabei ist sie durchaus eine nahrhafte Ergänzung des Speiseplans. Die Bohne ist reich an pflanzlichem Eiweiß, welches eine gute Ergänzung für die fleischfreie Kost ist. Ein Großteil der Sojaprodukte für die menschliche Ernährung in Europa wird bereits gentechnikfrei in der EU angebaut und produziert und nimmt nicht dem Umweg über die Tierfütterung auf unseren Teller. Es lohnt sich also genau hinzuschauen. Wo wurde das Lebensmittel produziert? Sicher muss man da auf das Etikett gucken. Aber das sollte man eigentlich bei allen Lebensmitteln tun.
Ein grüner Daumen
Die Sojapflanzen sind gut angekommen, in geraden Reihe, ganz nach Versuchsanordnung, strecken sie sich in den Seefelder Himmel. Regelmäßig übertragen wir Daten: Wann sind die Samen gesprossen? Wann haben sie angefangen zu blühen?
Ob wir etwas ernten werden? Mal sehen, aber ich bin zuversichtlich! Die Früchte müssen wir dann zur Analyse einschicken. Aber vielleicht kann in nicht allzu fernen Zukunft Soja in Deutschland angebaut werden und für Mensch (und auch Tier) auf kürzerem Weg verfügbar sein.
Tolles Projekt!!! Mich würde noch interessieren, wer die Projektleitung hat und an wen du dann die Bohnen zur Auswertung schicken musst? Kann da rein theoretisch Jede/r mitmachen? In unserem Garten wäre nämlich auch noch Platz ;-)
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Hallo Linda, du findest das Projekt unter http://www.1000gaerten.de. Für dieses Jahr läuft der Versuch ja schon, aber vielleicht wird er ja nächstes Jahr fortgesetzt?
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