Zu Beginn eines neuen Jahres sind viele von uns hoch motiviert, ihr Leben zu verändern, schlechte Gewohnheiten abzulegen oder längst gesteckte Ziele zu erreichen. Die Fitnessstudios werden regelmäßig im ersten Quartal des Jahres von Neuanmeldungen überrannt und Internet-Blogs, die sich mit gesunder Ernährung befassen, erhalten höhere Zugriffszahlen als im Rest des Jahres. Alle scheinen darauf zu brennen, in diesem Jahr alles besser machen zu wollen.
Ich auch!
Ich möchte mich da gar nicht herausnehmen! Auch ich habe Jahr für Jahr im Dezember und Januar großartige Ideen, die ich dann mit Begeisterung umsetze und die dann mit der Frühlingssonne langsam wieder verdunsten, um schließlich ganz zu verschwinden.
Zum Jahresbeginn 2019 hatte ich mir fest vorgenommen, achtsamer mit mir selbst umzugehen, kleine leise Momente noch bewusster wahrzunehmen und mich dann nur noch auf die für mich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren.
Der passende Zeitpunkt
Da kam mir die Idee meiner Freundin Nadine gerade recht: „Hast du Lust, an einer Decluttering-Challenge teilzunehmen?“ Eine…WAS?
Ich hatte dieses Wort noch nie zuvor gehört, aber nach einer kurzen Internetrecherche war ich schlauer: Decluttering ist die englische Bezeichnung für „Entrümpeln“ und Challenge bedeutet so viel wie „Herausforderung“.
Nadine erklärte es mir dann nochmal so: „Wir misten all die Dinge aus, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Also Dinge, die wir nur selten nutzen, die vergessen im Kleiderschrank liegen oder einen rein nostalgischen Wert für uns haben. Am ersten Tag werden wir uns von lediglich einem Teil trennen. Am zweiten Tag sind es dann zwei Teile und nach 30 Tagen werden wir mehr als 450 Dinge aus unserem Leben verbannt haben, die wir eigentlich schon viel zu lange als Ballast mit uns herum getragen haben.“
„Mehr als 450 Teile? Das ist verdammt viel“, dachte ich. Aber der Gedanke daran, diese Herausforderung anzunehmen, reizte mich und die Aktion passte ja wunderbar zu meinen Neujahrsvorsätzen. Also sagte ich zu.

Die Vorbereitung
Lea, eine gemeinsame Freundin, war bereits mit im Boot und schließlich konnte ich noch Gesche, Leiterin des Kulturvereins Seefelder Mühle, die im Übrigen diesen Blog ins Leben gerufen hat, für unsere Entrümpelungsaktion gewinnen.
Vier Mädels also mit einem Ziel: Befreiung von überflüssigen materiellen Dingen, um wieder stärker einen Fokus auf die wichtigen, relevanten Bereiche des Lebens legen zu können.
Wir gründeten eine geschlossene Facebook-Gruppe, in der wir zur Dokumentation und Motivation täglich Fotos posten wollten von den Gegenständen, die uns verlassen würden. Wichtige Spielregel dabei: Wir wollten nichts in den Müll werfen, was nicht wirklich defekt war. Also sollten alle Dinge verschenkt, verkauft oder upgecycelt werden, die noch halbwegs funktionsfähig waren. Startschuss sollte der 1. Februar sein.
Trennungsschmerz vorprogrammiert?
Die erste Woche war für mich ganz einfach. Ich fand Dinge in unserem Haus, die ich längst vergessen hatte und konnte sie, ohne zu zögern, aussortieren. Die zweite Woche war auch noch okay, aber hier lagen wir immerhin schon bei neun bis vierzehn Teilen pro Tag und es gerieten die ersten Dinge dazwischen, an denen ich aus irgendeinem persönlichen Grund emotional hing. Das ging uns allen so. Plötzlich ging es um Gegenstände, die frau einfach nicht gerne hergibt: Bücher zum Beispiel, die wir zwar garantiert kein zweites Mal lesen würden, die aber im Regal so hübsch aussahen.
Oder meine ganz persönliche Baustelle: Ich bin ein großer Fan von Kartons! In allen Größen mag ich sie und immer wenn mir ein neuer Karton begegnet, habe ich das Bedürfnis, ihn aufbewahren zu müssen, bis er irgendwann wieder zum Einsatz kommt. Das ist natürlich ziemlich seltsam und so begann ich im Rahmen der Challenge auch mein Arbeitszimmer, in dem sich die leeren Kartons nur so tummelten, auszumisten!
Ich gebe zu, dass besonders in den darauffolgenden Tagen der ein oder andere emotional sehr anstrengende Tag folgte und ich bin mir sicher, dass ich an einem dieser Tage aufgegeben und die Challenge abgebrochen hätte, wenn ich die ganze Aktion allein und nicht mit meinen drei Mitstreiterinnen ausgefochten hätte. Wir motivierten uns täglich gegenseitig und bestärkten uns in unseren Entscheidungen. Der Ansporn, dabei zu bleiben und abends mein Foto posten zu können, ließ mich durchhalten und immer wieder bei jedem Gegenstand überlegen, ob und warum ich ihn so dringend benötigte, dass er bleiben durfte.
Alles muss raus!
Nun ja. Was soll ich sagen? Wir hielten alle vier bis zum Schluss durch und fühlten uns mit jedem Tag ein Stück befreiter. Lea und Gesche beendeten die Challenge sogar ein paar Tage früher, weil sie einfach keine Gegenstände mehr finden konnten, die sie nicht brauchten. Mission also vollständig erfüllt!
Die Gegenstände, die wir nicht sofort verschenken oder verkaufen konnten, hatten wir in Kartons gesammelt, um uns nach der Beendigung der Challenge ohne Stress damit befassen zu können.
Nadine und ich fuhren dann am 24. März mit bis oben hin vollgepackten Autos nach Oldenburg zum Trödelmarkt und sorgten dort für zahlreiche glückliche Momente bei uns selbst und bei unseren Kund*innen. Besonders dann, wenn wir auf die Frage nach dem Preis häufig antworteten: „Nehmen Sie es einfach mit. Ich brauche es nicht mehr und möchte es Ihnen gerne schenken!“

Als ich an diesem Tag abends nach Hause fuhr, hatte ich noch zwei kleine Kisten mit Büchern und fünf Teile Kleinkram im Kofferraum. Und zudem Unmengen mehr Platz und Ordnung in meiner Wohnung, und in meinem Kopf!
Fazit
Ich kann euch wirklich nur empfehlen, es selbst einmal auszuprobieren und den nicht lebenswichtigen Dingen in eurem Umfeld die Chance zu geben, ein neues, sinnvolleres Zuhause zu finden. Ich werde die Decluttering-Challenge im kommenden Januar noch einmal in abgeschwächter Form wiederholen. Einfach weil es guttut, Platz und Raum in meinem Leben zu schaffen.
Und was sagen die Mädels?
Nadine: „Am schwierigsten fiel es mir, Dinge mit emotionalem Wert auszusortieren. Auch wenn ich sie eigentlich gar nicht mochte, z.Bsp. die kitschige Schneekugel meiner Tante oder der 12. Servierteller von meiner Oma, hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, mich davon zu trennen. Es doch zu tun und nur auf mein Bedürfnis zu achten, war wahnsinnig befreiend. Auch nach den über 465 Teilen ist die Challenge für mich noch nicht beendet und ich trenne mich weiterhin von Unnützem, Überflüssigem oder nicht Gebrauchtem.“
Gesche: „Der „Ausmist-Februar“ war eine intensive Zeit. Seit einem Umzug im November warteten einige Gegenstände auf eine Entscheidung und die Challenge hat mir den notwendigen Schubs gegeben, einiges auszusortieren. Es war emotional anstrengend, sich mit seinen Besitztümern auseinanderzusetzen. In gewisser Weise war es eine Reise durch mein bisheriges Leben und die Erinnerungen daran. Die Einsicht, dass auch Gegenstände ihre Zeit haben und manche für mich nicht mehr notwendig sind. Loslassen war eine Befreiung! Nach der allerdings die nächste Herausforderung wartete: Wohin mit den Dingen? Einige habe ich online verkauft, manche verschenkt oder entsorgt. Aber es stehen immer noch ein paar Kisten herum und warten auf den nächsten Flohmarkt… “
Lea: „Zu Beginn fiel mir das Aussortieren schwerer als zum Schluss, obwohl es ja immer mehr wurde. Gegen Ende konnte ich auch Gegenstände aussortieren, welche emotionalen Wert hatten. Mit jedem Teil fühlte ich mich besser! Auch nach der Challenge suche und finde ich noch Dinge, die ich nicht brauche und sortiere weiterhin aus.“
Und ihr so?
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr so eine Entrümpelungsaktion schon mal selbst gestartet oder könntet ihr euch vorstellen, das mal zu tun? Schreibt gerne eure Gedanken und Erlebnisse in den Kommentaren. Vielleicht tun wir uns ja bei der nächsten Challenge zusammen?!